Nur selten gelang es dem deutschsprachigen Chanson, die Grenzen der Trivialität zu überwinden, und Texte hervorzubringen, die durch einfühlsame Interpretationen zum Nachdenken anregten. Niveauvolle Autoren wie Michael Kunze (für Udo Jürgens), Miriam Frances (für Daliah Lavi) und Eckhard Hachfeld sucht man heute vergebens. Aus der Feder des letztgenannten Autors stammen auch die Lyrics zu einem der erschütterndsten Lieder, das Dalida (1933-1987) jemals gesungen hat. Im Hinblick auf das tragische Ende der großen Interpretin mögen uns diese Worte besonders schmerzen. Ihr Abschiedsbrief offenbarte, "dass Leben sei unerträglich geworden".

Um nicht allein zu sein
Hält man sich einen Hund
Pflegt einen Rosenstock
Küsst einen fremden Mund

Um nicht allein zu sein
Spielt man sich etwas vor
Lebt von Erinnerung
Schaut man zum Kreuz empor

Um nicht allein zu sein
Sehnt man den Lenz herbei
Und wenn der Frühling stirbt
Träumt man vom nächsten Mai

Um nicht allein zu sein
Bilde ich mir täglich ein
Du liebst mich und du kommst
Um nicht allein zu sein
Um nicht allein zu sein

Um nicht allein zu sein
Zieht es den Mann zum Mann
Und Mädchen schmiegen sich
An andere Mädchen an

Um nicht allein zu sein
Freut man sich auf ein Kind
Und lässt es dann allein
Wie alle Kinder sind

Um nicht allein zu sein
Hat Kirchen man geweiht
Und flüchtet sich hinein
In neue Einsamkeit
Um nicht allein zu sein
Bilde ich mir täglich ein
Du liebst mich und du kommst
Um nicht allein zu sein
Um nicht allein zu sein

Um nicht allein zu sein
Verliebt man oft sich blind
Berauscht man sich am Wein
Wenn lang die Nächte sind
Man lebt nur für sein Geld
Man lebt für einen Traum
In einem Sarg jedoch
Ist nur für Einen Raum

Um nicht allein zu sein
Gehen unsere Wege wir
Ich bin allein mit Dir
Du bist allein mit mir
Um nicht allein zu sein
Belügt man sich zu zweien
Man braucht die Illusion
Um nicht allein zu sein